31.03.2017

Werkzeug oder Waffe? Stets schwierig zu entscheiden.

Am zweiten 2.-Liga-Austausch Trainer/Schiedsrichter standen knifflige Szenen im Mittelpunkt.

Die Auswertung der Gruppenarbeiten provozierten einige Diskussionen.

Nein, weder Schiedsrichter noch Fussballer sind partout unter Handwerker oder Krieger gegangen. «Werkzeug oder Waffe» bezog sich auf den Armeinsatz bei Luftkämpfen/Kopfballduellen. Im Zuge des immer physischer werdenden Fussballs kommen diesen Duellen vermehrte Aufmerksamkeit zu. Was ist erlaubt, wo sind die Grenzen, was ist nicht tolerierbar?
Die Abteilung Schiedsrichter des FVRZ lud mit Sandro Schärer den schweizweit wohl prominentesten Fachmann als Referent ein. 22 Zweitliga-Trainer und 45 Zweitliga-Schiedsrichter lauschten den Ausführungen. Ziel des Abends war, die Schiedsrichter auf eine möglichst einheitliche Regelauslegung zu fokussieren und umgekehrt den Trainern die Schwierigkeiten in der Szenenbeurteilung klar zu machen.

Grosser Interpretationsspielraum
In verschiedenen Gruppen wurden per eingespielten Duellen auf einem Tablet je die gleichen Zweikämpfe beurteilt. Allein die Spannweite einzelner Interpretationen bewegte sich zwischen so wahr genommenen «normaler Zweikampf» bis hin zu «direkt rot».
Ob Werkzeug oder Waffe, ob Absicht oder «im Kampf um den Ball» korrekter Einsatz: Gar in relativ lockerer Atmosphäre inklusive Mehrfachwiederholungen blieben bei so gut wie allen Szenen in der Beurteilung individuelle Interpretationsspielräume offen.
Wer dann bedenkt, was sich konkret auf dem Feld abspielt, in welcher Sekundenzeitspanne der Schiedsrichter seine definitive Entscheidung fällen muss, sah einmal mehr diese schwierige Aufgabe konkret vor Augen. Der Versuch zur Einheitlichkeit der Entscheidungen ist nicht zuletzt auch vom jeweiligen Standort des Unparteiischen abhängig.

Klare Unterschiede
Deutlich gemacht wurde hingegen die Unterscheidung zwischen «Werkzeug» (= rücksichtslos) und «Waffe» (= brutales Spiel mit Verletzungsabsicht). Hier gelten klare Grenzen; auch engagierte und ambitionierte Amateurfussballer wollen am Folgetag wieder arbeiten gehen können und nicht mit Nasenbeinbruch oder ausgeschlagenen Zähnen im Spitalbett auf möglichst rasche Besserung hoffen ...

Stimmen zum Anlass
Patrick Winter, Schiedsrichter: «Ein interessanter, gelungener Abend. Die Trainer müssen sehen, wie wir als Schiedsrichter beurteilen, welche Kriterien für unsere Entscheidungen massgebend sind.»
Mergim Aziri, Schiedsrichter: «Sehr gut, dass dieses Thema, das immer wieder zu Diskussionen führt, aufgegriffen und bearbeitet wurde.»
Davide Molinaro, Trainer: «Ein gut organisierter Abend. Diese Austauschanlässe können im Hinblick zu gegenseitigem Verständnis der Positionen sehr viel beitragen.»
Michael Kälin, Trainer: «Für uns Trainer ist dieser Austausch interessant. Man darf und muss gerade im Hinblick auf mögliche Verletzungen an Kopf und im Gesicht durchaus eine harte Linie fahren.»

2.-Liga-Austauch Trainer/Schiedsrichter
Dienstag, 1. Februar 2017; Fifa-Museum, Zürich
Anwesend:
22 Trainer, 45 Schiedsrichter
Vom FVRZ anwesend:
Sandro Stroppa (Präsident)
Theo Widmer (Leiter Abteilung Technik / Vereinsunterstützer)
Pascal Humbel (technischer Leiter)
Andreas Baumann (Leiter Abteilung Schiedsrichter)
Daniel Kolbe (Leiter Ressort Ausbildung Schiedsrichter)
Referenten:
Sandro Schärer (Fifa-Schiedsrichter; Schirichef Nachwuchs SFV)
Jonas Erni (Projektentwicklung Schiedsrichter)

 

Impressionen (Fotos: Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ)

Die Ankündigung des 2.-Liga-Austauschs.

Drei Merkpunkte zum besprochenen Thema.

Der Austauschabend fand im Fifa-Museum statt.

Auf einem Tablet vorgeführte Szenen wurden verschieden bis kontrovers interpretiert.

Die Präsenzkontrolle offenbarte: Nicht alle Aufgebotenen waren anwesend …

Fifa-Schiedsrichter Sandro Schärer war Hauptreferent.

Ein bis auf den letzten Platz gefüllter «Maracana»-Saal im Fifa-Museum.