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03.06.2020

Menschen@FVRZ (Bericht 5)

«Corona war für mich höchst sekundär»

Seit 31 Jahren ist die in Hombrechtikon wohnhafte Diana Camenisch Schiedsrichterin. Inmitten der wochenlangen Corona-Massnahmen musste sie einem Schicksalsschlag in die Augen sehen.

Corona hat die gewohnte Welt erschüttert. Die Pandemie zog und zieht konkret oder nur theoretisch so gut wie alle Menschen in ihren Bann. Auch wenns Millionen betraf und betrifft: Jede und Jeder hat ganz individuelle Erlebnisse und Erfahrungen gemacht und kann ihre/seine eigene Geschichte erzählen.
Anfangs März überschattete ein Schicksalsschlag die Familie. Die Welt der 56-jährigen Gattin und ihrer drei Töchter erlebte einen Einschnitt, der massiv nachhaltiger wirkt als das, was das Virus noch anstellen wird. «Corona war für mich höchst sekundär», bilanziert Diana Camenisch die vergangenen Tage und Wochen. Die Werte verschoben sich und gaben so viel Relatives bis Unwichtiges Preis.
«Es war gut, dass ich in dieser Zeit keine Spiele leiten musste. Wie hätte ich wohl reagiert, wenn sich wieder irgendwer wegen einer der so vielen Fussball-Lappalien zum Reklamieren provoziert gefühlt hätte? Ich weiss es nicht», gibt Diana Camenisch unumwunden zu.

«Dies kann ich besser»
Die Schiedsrichterin erinnert sich an den Anfang ihrer Unparteiischen-Laufbahn. Bei einer Partie in Lachen musste sie mit ihrem Team des FC Stäfa eine «Leistung» über sich ergehen lassen musste, die jeglicher Anerkennung spottete: «Der Spielleiter war betrunken; der gab zum Beispiel Out-Einwurf, obwohl der Ball noch mindestens einen Meter innerhalb war. Dies gab mir den Input nach dem Motto ‹dies kann ich auch, aber besser›.»
Gesagt und versprochen: Im Jahr 1989 absolvierte Camenisch den Grundkurs und leitet seither Partien der unteren Ligen, aktuell in der fünften. Im Jahr 2007 stand sie im Wettbewerb «Schiedsrichter des Jahres» als Nominierte auf der Kongresshaus-Bühne. Es war jene Zeit, in der schon mal drei, vier Spiele pro Woche anfielen; zuletzt kriegte die gelernte und zu Beginn der Berufsjahre als Motorradmechanikerin Tätige von der Aufgebotsstelle punktuelle Einsätze. Wie sich Diana Camenisch inskünftig als Referee einbringt, ist noch nicht entschieden: «Ich muss das alles – wie man so schön sagt – sacken lassen.»  

Früh aus den Federn …
Fernab des Fussball-Hobbys fühlt sich die Frühaufsteherin in verschiedenen Tätigkeiten wohl. So trägt sie seit 20 Jahren per Frühzustellung Zeitungen aus. Verlage wie Abonnenten in Wolfhausen/Bubikon sind froh, dass die zuverlässige Frau jeden Morgen um 04.15
die Drucksachen fasst und nach und nach in die Briefkästen legt. «Je nach Tag ist damit gegen plus/minus 06 Uhr Feierabend», schmunzelt Camenisch. Auch der Motor ihres Rollers kann abkühlen dann, wenn andere erst die Augen reiben und sich nach und nach in den neuen Tag aufmachen.  
Eine zweite Arbeit ist die der Hauswartin in der Überbauung Eichwisstrasse. Daselbst wird ihre Tätigkeit sehr geschätzt, und Camenisch wiederum gefällt, dass sie diese so gut wie eigenständig und in Eigenverantwortung einteilen kann. Wenn dann noch Zeit bleibt, gibts vielleicht wieder mal einen Blick ins Regelbuch – damit «man» (beziehungsweise «frau») parat ist, wenns ein neues Aufgebot reinschneit …

 
(Bericht/Fotos von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ)

Lesestoff Fussball-Spielregeln: Diana Camenisch hält sich auf dem Laufenden.

Corona-Pause: (Frei-)Zeit, um die Trillerpfeife zu putzen.

 

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Kommentar (19.04.2024)

Mehr als nur ein bisschen widersinnig

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
[email protected]  

So ist sie halt, unsere Gesellschaft. Der Wettbewerb, eine(n) Beste(n) als solche betitelt zu sehen, ist ja eigentlich in einem Mannschaftssport wie «unserem» Fussball völlig deplatziert. Dennoch ist dies keine Modeerscheinung: Die erste Verleihung des «Ballon d’Or» (französisch für Goldener Ball) der Zeitschrift France Football erfolgte 1956. Sieger und somit erster Fussballer des Jahres Europas wurde der englische Rechtsaussen Stanley Matthews. Während bald 70 Jahren wird gesucht und muss gefunden werden. Der Fussballzirkus verlangt danach. Und wer hungert, muss gefüttert werden.

Wenn nicht gerade «Ballon d’Or», hat sich so nach und nach auch eine «niedrigere» Bezeichnung in die Medienwelt geschlichen. Es gibt – man lese und staune! – unterdessen so genannte «Unterschiedsspieler». Aha. Solche, die andere sichtbar überragen. Solche, die gegenüber den «Normalen» die Differenz ausmachen. Solche, die gefühlt besser sind als die andern. Meist sind es Offensivakteure, die in den Blickpunkt rücken. Man merke: Defensivler sind meist eher weniger beachtete Handwerker per Fuss. Erfüllen ihren Job – und mehr nicht.

Ja, es ist und bleibt widersinnig. Jene, dies merken, verpassen selten, aber doch den Titel «die Mannschaft ist der Star». Und treffen damit zwar ins Schwarze, landen aber dennoch keine Resonanz. Aus all den Rädchen einer Maschine eines als besonders wertvoll und wichtig herauszuheben, ist genauso deplatziert. Beispiel: Selbst für ein einfaches mechanisches Uhrwerk werden mehr als 130 Teile benötigt, während bei einigen komplizierten mechanischen Uhren die Zahl der Teile in die Tausende geht. Wenn auch nur eines fehlt oder – wortwörtlich – nicht richtig tickt, geht grad gar nichts.

Wenns so weiter geht, darf bald damit gerechnet werden, dass beim Synchronschwimmen eine der Teilnehmerinnen als «besonders gut synchronisierend» bezeichnet wird und deshalb die «Unterschiedsschwimmerin» ausmacht. Eher schwierig, aber nicht unmöglich wirds beim Reiten: Wer bei einem CSIO den ersten Platz belegt, müsste besser sein als das Pferd, das den Parcour fehlerfrei absolviert. Was ja bei auch nur einigermassen logischer Überlegung gar nicht stimmen kann.