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23.08.2022

«Ich kann den Schlüssel bedenkenlos übergeben»

Am Mittwoch des 30. November beendet Geschäftsführer Patrick Meier sein Arbeitsverhältnis mit dem FVRZ. Am «Letzten» übergibt er den Schlüssel seinem bisherigen Stellvertreter Benjamin Benz und wünscht ihm alles erdenklich beste Gelingen.

(Text und Bild von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ)

Es hat sich abgezeichnet, dass die Geschäftsführung des grössten Regionalverbands des Schweizer Fussballs eine Änderung erfährt. Mit der Anstellung von Benjamin Benz im Oktober 2020 – er ersetzte den altersbedingt ausgeschiedenen Otto Spiegel – wurde der Nachfolgekandidat sukzessive aufgebaut, so dass diese wichtige Position in Sachen Qualität keine Delle erfahren dürfte – vielleicht gar im Gegenteil.

Patrick Meier, Ihr Rücktritt vom Posten des Geschäftsführers kommt für Aussenstehende wohl da und dort überraschender als für Sie selbst. Wie lange dauerte der Reifeprozess zu diesem Schritt?
Nach knapp 27 Jahren Arbeit auf der Geschäftsstelle war das kein Hau-Ruck-Entscheid. Die wichtigsten Personen erfuhren von meinem Rücktrittsentscheid gegen Ende Februar dieses Jahres. Die letzten Jahre waren eine grosse Herausforderung – nicht nur, aber sicher auch wegen Corona. Es gab diverse, teils sich hinziehende Szenarien, bei welchen ich an meine Grenzen gelangte. Dies beschäftigte mich sehr; aus diesem Grund habe ich mich selbstkritisch mit mir und meiner Zukunft auseinandergesetzt, Pro und Kontra miteinander verglichen. Im Vordergrund stand dabei prioritär meine Gesundheit. Weit vorher war mir aber klar, dass ich nicht bis zum Erreichen des offiziellen Pensionsalters in dieser Form arbeiten würde. Nun ist ein paar Jahre früher als geplant Schluss.

Am 2. Mai 1995 absolvierten Sie Ihren ersten Tag auf der Geschäftsstelle in Schlieren, am 30. November 2022 folgt der letzte. 330 Monate gearbeitet, Erfahrungen gesammelt, gesessen, gefreut, gestritten, argumentiert – dies gäbe Material für ein umfangreiches Buch. Was würde in diesem zusammengefasst zu lesen sein?
Ein mit diversen Anekdoten angereicherter Abriss von den Anfängen bis zum Heute. Der Wandel von einem damaligen primär auf korrekte Administration ausgerichteten Verband bis hin zu einem Dienstleistungs-KMU für die Vereine und deren Mitglieder. Nicht nur die Anzahl an Fussball spielenden Frauen/Mädchen und Männern/Knaben haben sich kontinuierlich nach oben entwickelt. Parallel dazu sind auch die Ansprüche an den Verband – berechtigterweise – gestiegen. Es mag paradox tönen, aber ich steige ausgerechnet in einer Zeit aus, in der ich einen immer gewünschten Qualitäts-Plafond wahrnehme – beispielsweise mit der (endlich) realisierten Stellvertretung der Geschäftsführer-Position. Mich freut die Entwicklung auf der Geschäftsstelle, das verbindlich zuverlässige Engagement der Angestellten. Betreffend der Vereine sehe ich die das Jahr abschliessende Gala als genau jenes Element, das den Dank des Verbands an die Tausenden von Ehrenamtlichen in den aktuell 177 Vereinen manifestieren soll.

Ihr Abschied – was lacht auf Ihrem linken Auge, was weint auf dem rechten?
Also «mit links» blicke ich in eine Zukunft, die erst umrissartig daher kommt. Erst mal mach ich sicher ein halbes Jahr lang einfach Pause und schaue, was sich so ergibt und bewegt. Ein Zurück in die Arbeitswelt des Fussballs ist aber eher unrealistisch. Das tränende Auge zieht Bilanz im Wissen, eine äusserst privilegierte und mich erfüllende Arbeit zugewiesen erhalten zu haben. Eher schwierig wird die Trennung vom Geschäftsstellen-Team, dem Regionalvorstand, den ehrenamtlichen Funktionärinnen und Funktionären im Verband und den Vereinen, Sponsoren – ihnen allen nur noch ab und zu zu begegnen, wird zumindest anfänglich nicht leicht fallen. Aber mein persönlicher Dank an sie alle wird mich wohl weit über meinen «Letzten» hinaus begleiten.

Adieu da, Willkomm hier – Skorpion übergibt an Zwilling
Neuer Geschäftsführer wird der 32-jährige Benjamin Benz. Im Heimatverein erarbeitete er sich während Jahren in diversen Chargen ein umfangreiches Grundwissen und -können. Als Spieler, Trainer, Technischer Leiter, Juniorenobmann, Leiter Aktive sowie während den letzten Jahren Geschäftsführer weist Benz eine Praxisbasis aus, die mit dem erfolgreichen Abschluss als diplomiertem Sportmanager auch die primär theoretischen Belange ergänzt. Im Verband half Benjamin Benz bereits vorab in der Technischen Kommission, ehe im Oktober 2020 der definitive Wechsel auf die FVRZ-Geschäftsstelle folgte. Daselbst primär für das Strafenwesen zuständig, nahm der designierte Nachfolger weit mehr als nur einen kleinen Einblick in die vielfältigen administrativen und praxisorientierten Aufgaben einer Verbandsführung.

Benjamin Benz, Ihre berufliche Karriere steht mit jüngst erreichten 32 Jahren auf einer bemerkenswerten Stufe. Geschäftsführer des grössten Regionalverbands des Schweizer Fussballs – wie tönt das für Sie?
Na ja – Sie kennen doch das Sprichwort …

… Würde bringt Bürde? …
…. genau dies. Natürlich freuts mich, dass der FVRZ auf mich setzt. Jetzt liegts an mir, das Vorschussvertrauen mit Einsatz und Engagement zu erfüllen. Wenn ich aber Patrick Meiers Langzeitkarriere anschaue und diese auch nur annähernd erreichen, geschweige denn übertreffen möchte – ja, dann wär ich ja schon an die 60!

Was haben die FVRZ-Involvierten zu erwarten? Wie beschreiben sie Ihren Typus?
Ein Mensch, der immer hinzulernen will und keinen Aufwand scheut. Der offen für Neues ist und etwas bewegen will. Ich muss keinen Salto rückwärts machen – dafür steht der Verband auf grundfestem Boden. Ich will aufmerksam sein gegen innen und aussen, eventuelle Tendenzen aufspüren und das Bestehende dort, wo es Anpassungen benötigt, zu verbessern. Zum einen kann ich mich in ein so gut wie «gemachtes Nest» setzen, zum andern nehme ich mir vor, die Qualität dort, wo es nötig erscheint, noch ein Spürchen anzuheben. Wo und wie, wird mir der Alltag eröffnen. Ich bin zuversichtlich, dass mir meine bisherigen Arbeiten im Verein und diese bald zwei Jahre auf der Geschäftsstelle genügend Basis sind, um die gestellten Aufgaben im Verband erfüllen zu können. Die Anstellung als Geschäftsführer ist sicher eine Auszeichnung, doch sie verpflichtet auch dahingehend, dass ich eine grosse Verantwortung gegenüber dem Verband sowie den Vereinen habe.

Per nächstem Jahr wird die Geschäftsstelle mit einer zusätzlichen Person aufgestockt.
Genau. Dies hat Patrick Meier initiiert. Wir möchten den wohl weiter steigenden Anforderungen gerecht werden und für sie gewappnet sein. Parat stehen für unsere «Kunden» – die Vereine, deren Personen. Helfen, einspringen, organisieren, Fussballfeuer entfachen oder – wo nötig – löschen, die so wichtige Kommunikation respektive den Dialog sowohl in digitaler wie in Form von persönlichen Gesprächen pflegen und weiter fördern. Geschäftsstellen-intern müssen wir uns dahingehend angepasst organisieren, dass Ausfälle dieser und jener Person ohne irgendwelche Friktionen vonstatten gehen können. Wichtig ist auch, dass der Geschäftsführer weiter einen offiziellen Stellvertreter hat – nicht nur auf dem Papier. Die Praxis wird weisen, wie sich dies am besten arrangieren lässt.

Dann wünsch ich Ihnen jetzt schon in allen Belangen «gut Gelingen» – wir treffen uns in einem Jahr wieder, um die Bilanz Ihrer ersten Monate zu erfahren …
… und auch ich bin schon leicht gespannt, was ich Ihnen dann zu erzählen habe.

Offizielle Mitteilungen (24.04.2024)

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Fussballverband Region Zürich
WIN4 Kubus
Grüzefeldstrasse 34
8400 Winterthur

Frauen-/Mädchenfussball


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Hilfsmittel / Ideen
 

Kommentar (19.04.2024)

Mehr als nur ein bisschen widersinnig

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
[email protected]  

So ist sie halt, unsere Gesellschaft. Der Wettbewerb, eine(n) Beste(n) als solche betitelt zu sehen, ist ja eigentlich in einem Mannschaftssport wie «unserem» Fussball völlig deplatziert. Dennoch ist dies keine Modeerscheinung: Die erste Verleihung des «Ballon d’Or» (französisch für Goldener Ball) der Zeitschrift France Football erfolgte 1956. Sieger und somit erster Fussballer des Jahres Europas wurde der englische Rechtsaussen Stanley Matthews. Während bald 70 Jahren wird gesucht und muss gefunden werden. Der Fussballzirkus verlangt danach. Und wer hungert, muss gefüttert werden.

Wenn nicht gerade «Ballon d’Or», hat sich so nach und nach auch eine «niedrigere» Bezeichnung in die Medienwelt geschlichen. Es gibt – man lese und staune! – unterdessen so genannte «Unterschiedsspieler». Aha. Solche, die andere sichtbar überragen. Solche, die gegenüber den «Normalen» die Differenz ausmachen. Solche, die gefühlt besser sind als die andern. Meist sind es Offensivakteure, die in den Blickpunkt rücken. Man merke: Defensivler sind meist eher weniger beachtete Handwerker per Fuss. Erfüllen ihren Job – und mehr nicht.

Ja, es ist und bleibt widersinnig. Jene, dies merken, verpassen selten, aber doch den Titel «die Mannschaft ist der Star». Und treffen damit zwar ins Schwarze, landen aber dennoch keine Resonanz. Aus all den Rädchen einer Maschine eines als besonders wertvoll und wichtig herauszuheben, ist genauso deplatziert. Beispiel: Selbst für ein einfaches mechanisches Uhrwerk werden mehr als 130 Teile benötigt, während bei einigen komplizierten mechanischen Uhren die Zahl der Teile in die Tausende geht. Wenn auch nur eines fehlt oder – wortwörtlich – nicht richtig tickt, geht grad gar nichts.

Wenns so weiter geht, darf bald damit gerechnet werden, dass beim Synchronschwimmen eine der Teilnehmerinnen als «besonders gut synchronisierend» bezeichnet wird und deshalb die «Unterschiedsschwimmerin» ausmacht. Eher schwierig, aber nicht unmöglich wirds beim Reiten: Wer bei einem CSIO den ersten Platz belegt, müsste besser sein als das Pferd, das den Parcour fehlerfrei absolviert. Was ja bei auch nur einigermassen logischer Überlegung gar nicht stimmen kann.