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13.02.2023

«Jedes Training sollte ein Erlebnis sein»

Am Donnerstagabend des 9. Februar fanden sich 20 Neu-Trainer zum Einsteigerkurs in Wangen ZH ein. Während vier Stunden lauschten sie den Worten der SFV-Instruktoren Hanspeter Bamert und Patrick Perenzin.

Text und Bilder Bruno Füchslin / Medienberichterstatter FVRZ

Trainer werden scheint nicht schwer – Kurs belegen und «ab die Post». Oder «man» ist schon eingesprungen und will nun den offiziellen Ausbildungsweg einschlagen, der im Verband mit dem Einsteigerkurs eröffnet wird. So waren die eingangs geäusserten Beweggründe primär auf die nächste Stufe – das Basic-C-Diplom – fokussiert. Ein Teilnehmer äusserte sich dahingehend, dass er «zurück geben will, was ich selbst als Junior erfahren habe». Ein anderer sah «mit Menschen unterwegs sein» als Motivation. Ein Anreiz, der in der Folge des weiteren Abends in verschiedenen Diskussionen – offen oder «versteckt» – eine wesentliche Komponente spielen sollte.
Trainer-Einsteiger werden zum deutlich überwiegenden Teil im Kinder/-Jugendfussball ihre ersten Erfahrungen machen. Der Kurs war im Wesentlichen auch darauf ausgelegt, das grosse Nachwuchs-Potenzial eines jeden Vereins beziehungsweise die Rolle des Trainers zu beleuchten. Patrick Perenzin stellte in einleitenden Worten das Konstrukt Schweizer Fussball – sowohl SFV, FVRZ und J+S – vor, ehe es «zur Sache» ging.

«Ihr seid Botschafter des Fussballs»
Hanspeter Bamert seinerseits wartete mit – wenn man denn so will – hehren Ansprüchen auf. «Sich in der Gruppe wohlfühlen als Basis der individuellen Entwicklung» war beispielsweise zu vernehmen, ebenso wie die Rolle des Trainers für Kinder: «Sie nehmen Euch als Bindeglied zum geliebten Sport wahr; insofern seid Ihr für sie die wichtigsten Botschafter des Fussballs.» Ob man dieser Anforderung überhaupt gerecht werden kann? Allein dies ist weit, weit mehr als die simple Vorstellung, Kindern so hoppla-hoppla «den Fussball» beizubringen. 
Ist nicht vielfach noch so, dass Neu-Trainer ohne Ausbildung so einfach (?) das trainieren, was sie einst als Kind vom damaligen Übungsleiter vermittelt kriegten? Einlaufen, Runden drehen, vielfach trockene Übungen und zum Schluss als doch eher zweifelhaftes Dessert ein zehnminütiges «Mätschli»? Zum Glück hat sich so vieles gewandelt im Ernst nehmen der kindlichen Entdeckungswelt. «Sie wollen lernen, lernen und nochmals lernen, und ihre Energie schreit fast nach Bewegung. Jede Minute, in der nicht in irgendwelcher Form gespielt wird – es muss nicht zwingend nur immer Fussball sein – ist verlorene Zeit. Jedes Training sollte ein Erlebnis sein», meinte Bamert. Dass das nüchterne Ergebnis angesichts dessen fast zur Marginalie verkommt, wäre die logische Folge.  

Anspruchsvolle Beobachter-Rolle
Wie sich ein Trainer beim Spiel verhalten soll, war eine weitere wichtige Diskussion wert. Menschen haben unterschiedliche Temperamente und Charaktere; diese sind einerseits gegeben, aber beinhalten dennoch auch flexible, anpassungsfähige Formen. So gut wie einig waren die Teilnehmer, dass das Beobachten dessen, was geschieht, weit wichtiger ist als ein aktives verbales Eingreifen («mach dies, mach jenes»). «Im Spiel sehe ich, wo Mankos liegen; es ist die eindrücklichste Form von Hinweisen, worauf ich in den folgenden Trainings den Fokus legen kann», formulierte ein Neu-Trainer und fand mit dieser Aussage stille Bestätigung von allen.

Mit den Wünschen, dass sich in den Vereinen mehr Leute um die eigenen Trainer kümmern sollten – als Ansprechpersonen, mit Gesprächen und Weiterbildungen – schloss der alleweil interessante Abend mit dem unausgesprochenen Motto «Trainer werden ist nicht schwer, Trainer sein dagegen (manchmal) sehr». Auch das erhaltene Diplom kann darüber nicht hinweg täuschen …

Zwei Ausserschwyzer am Kurs
Der 61-jährige Hanspeter Bamert ist Fussballinteressierten der Region ein Begriff: In Altendorf wohnhaft, ist er seit über 30 Jahren SFV-Instruktor. 1983 wurde «Hansi» vom Zweitligisten FC Tuggen zum FC St. Gallen ausgeliehen. Die 2. Liga war damals die vierthöchste Spielklasse. Dem damals 22-Jährigen gelang der Einstieg drei Stufen höher ganz gut. Bamert absolvierte beim FCSG 17 Partien. Nach seiner Rückkehr führte er den FC Tuggen als Spielmacher 1986 in die 1. Liga und 1994, mittlerweile als Spielertrainer, in die NLB. Darauf wechselte er zum FC Rapperswil-Jona, mit dem er, ebenfalls als Spielertrainer, in der 2. Liga den Gruppensieg sicherte und ein Jahr später erstmals in die 1. Liga aufstieg. 1997 fehlte nur ein Punkt, um an der Aufstiegsrunde in die NLB teilzunehmen. 1999 hörte Bamert auf, wurde aber zweimal zurückgeholt, um dem FCRJ vor dem Abstieg zu retten. Dazwischen war er für die 2. Mannschaft und die U15 verantwortlich.

Der 30-jährige Gjemo Isenaj aus Siebnen war einer der Teilnehmer des Einsteigerkurses. Der Ex-SC-Siebnen-Akteur spielt seit zwei Jahren beim FC Wädenswil (zuerst in der ersten, aktuell in der zweiten Mannschaft) und betreut seit einem halben Jahr dessen Bb-Junioren. Ihn am Kursende auf die Eindrücke angesprochen, meinte er: «Hochinteressant, was da alles zur Sprache kam. Namentlich das Thema ‹Selbstreflexion› ist mir eingefahren. Da muss ich wohl noch einiges lernen und an mir arbeiten.» 

 


Instruktor Patrick Perenzin.


Instruktor Hanspeter Bamert.


Offene Augen und Ohren bei den Trainer-Neueinsteigern.


Die Trainer-Box – ein «Bhalti» mit Informations-Inhalt.

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

Offizielle Mitteilungen (17.07.2024)

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Kommentar (12.07.2024)

Wenn der Fussball Menschen spielt

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
[email protected]  

Gewiss: Man soll nicht jedes Wort, das irgendwo gesprochen wird, gleich auf die Goldwaage legen und demnach – im übertragenen Sinn – dessen Unzen-Gewicht messen. Aber wer in verantwortungsvoller Position arbeitet und in Medienauftritten dies und jenes erklärt, zieht Reaktionen nach sich – sowohl was die Person beziehungsweise dessen Aussagen betrifft. So geschehen kürzlich, als Fifa-Präsident Gianni Infantino – nebst umfangreich und detailliert erklärt Anderem – diese Aussage tat: «Wir machen den Fussball global.» 
Ich musste nicht lachen, weit eher schmunzeln. Abgesehen davon, dass hinter diesem so vielfach gehörten «wir» immer diese Frage bleibt: Wer ist damit gemeint? Wer gehört zu «wir»? Und sind Leute, die anderweitig bis gegenteilig denken, demnach ausgeschlossen? Aber zur Aussage zurück: Auch wenn sich nachvollziehen lässt, was Infantino gemeint hat – es steckt in diesen Worten auch etwas von «so öppis vo denäbed». Wenn jemand diesen Sport global macht, dann ist es der Fussball selbst. Seine so eigenartig dynamische Charakteristik. Lege einem Kind, das kaum die ersten Schrittchen macht, einen Ball vor die Füsse – und schon startet «Fussball global». Und dies millionenfach, über den ganzen Globus verstreut. Sind es zwei, sind es drei Milliarden Menschen, die – organisiert oder als Ab-und-Zu-Freizeitkicker – dem Ball nachhasen und zu einem wichtigen Element in ihrem Leben machen? Und all die Zuschauer in den Stadien und den Fernsehapparaten? Sie alle leben den «Fussball global». Als Summe von multipliziertem «Fussball regional».

Und so liesse sich feststellen: ein bisschen Demut vor der Eigenkraft dieses Sport wäre angebracht. Weder Fifa noch Uefa haben den Fussball erfunden. Dass sie ihn möglichst und durchaus weiterverbreitend organisieren, ist deren Aufgabe. Wer hats erfunden? Der Fussball sich selbst. Vielfach lassen sich durch Wortverschiebungen andere Erkenntnisse erurieren. Menschen spielen Fussball – ja. Aber ist nicht umgekehrt viel wesentlicher? «Der Fussball spielt Menschen» käme dem, was geschieht, wohl einiges näher.