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17.04.2023

Ein grosser Tag für kleine Menschen

Am Sonntag des 2. Juli finden sich auf der Freienbacher Sportanlage Chrummen viele schon seit längerer Zeit in Vorfreude schwelgende Fussballerinnen und Fussballer ein. Das Plauschturnier für Kleinwüchsige ist das sicher erste schweizweit.

von Bruno Füchslin

Jede Idee hat mindestes eine Auslöser-Inspiration. Andreas Mächler, seit 16 Jahren Juniorentrainer beim FC Freienbach, kriegte diese durch einen Knaben, der jeweils das Training des Junioren-Ed-Teams beobachtete. Mächler sprach ihn an, ob er nicht auch mitmachen wolle. Der neunjährige Antonio liess sich nicht zwei Mal bitten und ist nunmehr seit drei Jahren fester Bestandteil dieser Equipe – ein lebendes und lebendiges Maskottchen sozusagen. Als Anfang 2023 auch der elfjährige Diego zum Team stiess, war das «Duo infernal» komplett. Beide Kinder sind kleinwüchsig. Was sie – nebst individuell anderem – unterscheidet: Antonio ist Barcelona-, Diego Real-Madrid-Fan. Was in Spanien undenkbar scheint: Die beiden in Freienbach wohnhaften Kicker sind so gut wie immer ein Herz und eine Seele.

Rund 4000 Kleinwüchsige
Zum Handicap Kleinwuchs: Das Wachstum findet nicht «wie normal» statt. Antonio und Diego gehören zu jenen geschätzt rund 4000 Menschen in der Schweiz, die kleinwüchsig sind und/oder als solche gelten. Die Ursachen der Wachstumsstörung sind trotz umfangreichen Forschungen nur teilweise bekannt; deshalb sind Behandlungen irgendwelcher Art weitgehend aussichtslos. Manche Kleinwuchsformen sind erblich, die meisten eine genetische Spontanmutation; die Erkenntnisse darüber sind aber noch ungenau. Kleinwuchs wird in vielen Fällen «verdeckt» weitervererbt: Den normal-grossen Eltern ist nicht anzusehen, dass sie die Anlage besitzen, neben normalgrossen Geschwistern ein kleinwüchsiges Kind zu bekommen.
Glücklicherweise werden Menschen mit Handicap von der Gesellschaft nicht mehr ausgeschlossen wie einst. Auch wenn noch viele – teils wortwörtliche – Hürden zu nehmen sind, ist vor allem die menschliche Akzeptanz das A und O. Und gerade der Sport hat diesbezüglich eine fast endlose Kraft, im Sinn eines «gemeinsam» nicht nur Grenzen zu überwinden, sondern solche gar nicht erst entstehen zu lassen. So geschehen auch im Ed-Team: «Seit dem ersten Tag sind die beiden voll akzeptiert und integriert», bilanziert Andreas Mächler.

Murat Yakin macht den Eröffnungskick
Nach und nach dachte Mächler darüber nach, auch weitere Kleinwüchsige Fussball spielen zu lassen. Das Thema «Plauschturnier auf der Chrummen» nahm Konturen an, bis feststand: Am Sonntag des 2. Juli ist Premiere. Der Kreis mithelfender Organisationen wurde grösser; vorbereitend mit dabei ist unter anderen «Plusport» als Fachstelle für den Behindertensport in der Schweiz (Luigi Ponte, Projektleiter «Football for all»). Weitere namhafte im Hintergrund Mitwirkende treten als Sponsoren oder zumindest ideell Unterstützende auf. Vor allem der Umstand, dass Nationalteam-Trainer Murat Yakin seine Zusage zum Eröffnungskick deponierte, macht Andreas Mächler «schon ein bisschen stolz».

Vorbereitende Sitzungen haben den einstigen Meldeschluss auf den 31. Mai verlängert. Vor den Ostertagen waren 14 Interessierte aus sechs Kantonen angemeldet. Die Organisatoren hoffen natürlich, dass sich diese Zahl noch vergrössert bis verdoppelt. Je nach Teilnehmerzahl wird auf den 2. Juli der Modus ausgearbeitet – immer mit der Vorgabe, so viel wie möglich kicken lassen. So oder so ist das weitere Ziel, dass der Anlass nach und nach zur einer vielbeachteten Traditionsveranstaltung aufsteigen möge.

Informationen/Anmeldemöglichkeit via Homepage
https://fc-freienbach.ch/1-plausch-fussball-turnier-fuer-kleinwuechsige/ und/oder bei Andreas Mächler (079 332 78 21; [email protected]) oder direkt auf [email protected]

Derzeit sind Diego (oben) und Antonio noch mehr oder weniger tiefenentspannt, doch am 2. Juli gilt «wehe, wenn sie losgelassen». 

Offizielle Mitteilungen (17.04.2024)

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Kommentar (05.04.2024)

Zu weit vorn (?)

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
[email protected]  

Den muss er doch halten. Der steht ja viel zu weit vorn. Den hätte meine Grossmutter gepackt. Wenn Torhüter so ab und zu ihren so genannten Briefkastentreffer kassieren, ist die Meinung schnell gemacht, der Schuldige fix gefunden. (Gewollt?) übersehen wird in der Bestandesaufnahme, dass jener, der aus 35 Metern traf, dasselbe 50 Mal wiederholen könnte und dabei nicht mehr reüssieren würde. Diesem Momentum sagt man Sonntagsschuss, auch wenn das Spiel am Samstag oder wochentags ausgetragen wird.

Die Summe dieses Aussergewöhnlichen besteht – vom Feldspieler her gesehen – aus Glück und Können, wobei der prozentuale Mehranteil weit eher auf die Seite Fortunas kippt. Dass der Ball genau durch die wenigen Zentimeter zwischen Goaliehänden und Latte schlüpft, ist aussergewöhnlich. Und fällt genau deswegen – weil so selten – entsprechend auf. Wie manchmal ein Torhüter das Leder fängt, weil er steht, wo er steht – das ist keine Bemerkung wert, weil «normal».

Jä nu so dänn. Weshalb jener, der da so überraschend abzog, weder mann- noch raumgedeckt und so am Torschuss gehindert wurde, entfällt bei der oberflächlichen Beurteilung. Auch wenns nur Theorie ist, sei sie dennoch geschrieben: Torhüter sind und bleiben Notnägel für all die Fehler, die im Defensivverhalten der Feldspieler geschehen. Torhüter sind die Hydranten des Fussballs: wenns brennt, muss Wasser her. Bewegten sich die Feldspieler richtig und nähmen ihre Aufgabe so konzentriert wahr, wie sie es sollten, geschähen auch ohne Torhüter keine Minustreffer.

So ist das Los dieses Einzelspielers im Mannschaftssport. Er darf ausbaden, ausbügeln – und ist dann, wenns per «Bogenlampe» dennoch rauscht im Netz, auch grad noch der kritisierte Lappi …