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06.03.2024

«Mein Naturell ist auf Harmonie gepolt»

Am Donnerstag des 1. Februar 2024 konnte Martin Müllhaupt ein Jubiläums-Gläschen trinken: Vor exakt 15 Jahren trat der in Wetzikon Wohnhafte offiziell der FVRZ-Administration bei.

Von Bruno Füchslin (Text und Bilder)

Die Initialen MM im Fussball: Nur Fussballbegeisterte älteren Jahrgangs können sich erinnern, dass Max Merkel (* 7. Dezember 1918 in Wien; † 28. November 2006 in Putzbrunn, Deutschland) dieses Kürzel zu einem Begriff machte. Ein umstrittener Trainer, mit Meistertiteln bei Rapid Wien, Atlético Madrid, beim 1. FC Nürnberg und 1860 München sowie zuletzt (1983) einem Kurz-Engagement beim FC Zürich. Aber MM machte nicht minder wegen markanten Sprüchen auf sich aufmerksam: Einer davon war «die wissen nicht einmal, dass Luft im Ball ist. Die glauben doch, der springt, weil ein Frosch drin ist.»

Emotionale Niedrigfrequenz
Auch der FVRZ hat (s)einen MM. Charakterlich so gut wie das pure Gegenteil des eingangs Erwähnten. Laute Konversation liegt Martin Müllhaupt ebensowenig wie offen ausgetragener Streit. Wenns differierende Meinungen gibt, müssen die eine von Respekt geprägte Basis haben. Wer möglichst lautstark Recht einfordern und darauf beharren will, ist an der falschen Adresse. Wer hingegen ruhig und sachlich argumentiert, stösst stets offene Ohren. So schätzt der FVRZ-MM sein Wesen ein: «Ich lebe im emotionalen Bereich auf Niedrigfrequenz. Seit ich mich wahrnehmen kann, steht das Wort ‹Harmonie› offenbar in meiner DNA. Nicht süchtig danach – einfach mein Naturell. Mit allen überwiegend Vor-, vielleicht durchaus auch mal Nachteilen.»

Nur kurze Karriere als Spieler
Begonnen hat die Funktionärstätigkeit einst beim FC Wetzikon. MM trat als E-Junior dem FCW bei, gehörte aber auf dem Spielfeld – per Selbsteinschätzung vornehm ausgedrückt – «nicht zu den Begabtesten». Mehr als andere sass er auf dem Ersatzbänkli. So endete die Fussballpraxis bereits als B-Junior, nahm dann aber den Schwenk zum Juniorentrainer-Segment. Darin fühlte sich der hier Porträtierte sichtlich wohler, übernahm schon bald in Eigenregie dieses und jenes Team.
Bei seinem Heimatverein über viele Jahre hinweg als Juniorenobmann verantwortlich, machte dessen seriöse Arbeit auch den FVRZ – in Form von Willy Scramoncini – aufmerksam. Müllhaupt arbeitete sich als Koordinator Junioren B in die Materie ein, fühlte sich im Ressort Wettspiele schon früh «zu Hause», so dass ihm mehr und mehr Verantwortung übertragen wurde. Scramoncini ist heute noch über den «gefangenen Fisch» – notabene Müllhaupts Sternzeichen – froh: «Ein vorausdenkender, initiativer Fussballkollege mit hoher Verlässlichkeit.» Und dies seit nunmehr rund 5500 Tagen.

Den richtigen Job gefunden
Seit dem 1. August 2021 ist MM Chef Ressort Wettspiele und steht in dieser Position den vielen Koordinatoren vor. «Ich habe innerhalb des FVRZ genau den richtigen Job gefunden. Der Spielbetrieb ist das Herzstück des Verbandsgeschehens – ohne all die Rädchen, die da mitdrehen, qualitativ niedriger einstufen zu wollen. Anders ausgedrückt: der ominöse Kommunikationsball dreht sich in diesem Ressort mit dem für die Vereine und deren Teams wohl stärksten Effe(k)t.»  

Als «Mikrophon-Mann» im Einsatz
Nebst seinem beruflichen wie FVRZ-fokussierten Arbeiten pflegt Martin Müllhaupt ein spezielles Hobby. «Das Mikrophon hat mich seit Jugendtagen fasziniert. Begonnen hats als 16-Jähriger mit Speakertätigkeiten an Spielen der ersten Mannschaft des FC Wetzikon. Heute bin ich an zehn Wochenenden da und dort als ‹Mikrophon-Mann› im Einsatz. Der diesbezüglich zeitraubendste Anlass ist das jährlich stattfindende Inferno-Skirennen in Mürren, seines Zeichens der global älteste, dieses Jahr zum 80. Mal ausgetragene Amateur-Event im alpinen Skisport. Von der Veranstaltungsgrösse her mit dem legendären Wasa-Lauf vergleichbar – nur gehts hierbei auf 14,9 km überwiegend abwärts. All die zugelassenen 1850 Teilnehmenden und Zuschauenden entsprechend zu informieren, ist alljährlich eine neue Herausforderung, auch wenn ich auf viel erworbene Routine zurück greifen kann», erklärt der multifunktional Einsetzbare.
Am Donnerstag des 7. März kann MM seinen 55. Geburtstag feiern. Rund ein Viertel der 20'089 Erdentage verbrachte der FC-St.-Gallen-Fan im Administrativbereich des Verbands. Mit viel Geben, aber auch Nehmen: Wer mit Herzblut arbeitet weiss, dass jegliche Tätigkeit auch kostenlose persönliche Weiterbildung bedeutet. Wenn MM musikalisch begabt wäre, könnte er davon ein Liedchen singen …
 

Martin Müllhaupt persönlich
Geboren am 7. März 1969 in Uster
Aufgewachsen oberhalb Wald ZH und gross geworden in Wetzikon      
Wohnort: Wetzikon
Beruf: Verwaltungsangestellter/Projektverantwortlicher bei der Stadt Wetzikon
Zivilstand: verheiratet mit Doris und einer Tochter Livia (19 Jahre alt)
Hobbies: Lesen, Events organisieren, Speaker/Moderator an Sportanlässen
Stärken: gut strukturiertes Denken; unterstütze und helfe, wo ich kann
Schwächen: zu viel «Ja» sagen, werde zu schnell «unsicher»
Lieblingsverein: FC St. Gallen («eimal Sanggalle – immer Sanggalle»)
Lebensmotto: «abwarten, dann agieren und nötigenfalls reagieren»

Offizielle Mitteilungen (17.07.2024)

FVRZSFV

Liste aller Auf- und Absteiger Sommer 2024

Neue Adresse FVRZ:
Fussballverband Region Zürich
WIN4 Kubus
Grüzefeldstrasse 34
8400 Winterthur

Frauen-/Mädchenfussball


Unterstützung Frauen-/Mädchenfussball:
Hilfsmittel / Ideen
 

Kommentar (12.07.2024)

Wenn der Fussball Menschen spielt

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
[email protected]  

Gewiss: Man soll nicht jedes Wort, das irgendwo gesprochen wird, gleich auf die Goldwaage legen und demnach – im übertragenen Sinn – dessen Unzen-Gewicht messen. Aber wer in verantwortungsvoller Position arbeitet und in Medienauftritten dies und jenes erklärt, zieht Reaktionen nach sich – sowohl was die Person beziehungsweise dessen Aussagen betrifft. So geschehen kürzlich, als Fifa-Präsident Gianni Infantino – nebst umfangreich und detailliert erklärt Anderem – diese Aussage tat: «Wir machen den Fussball global.» 
Ich musste nicht lachen, weit eher schmunzeln. Abgesehen davon, dass hinter diesem so vielfach gehörten «wir» immer diese Frage bleibt: Wer ist damit gemeint? Wer gehört zu «wir»? Und sind Leute, die anderweitig bis gegenteilig denken, demnach ausgeschlossen? Aber zur Aussage zurück: Auch wenn sich nachvollziehen lässt, was Infantino gemeint hat – es steckt in diesen Worten auch etwas von «so öppis vo denäbed». Wenn jemand diesen Sport global macht, dann ist es der Fussball selbst. Seine so eigenartig dynamische Charakteristik. Lege einem Kind, das kaum die ersten Schrittchen macht, einen Ball vor die Füsse – und schon startet «Fussball global». Und dies millionenfach, über den ganzen Globus verstreut. Sind es zwei, sind es drei Milliarden Menschen, die – organisiert oder als Ab-und-Zu-Freizeitkicker – dem Ball nachhasen und zu einem wichtigen Element in ihrem Leben machen? Und all die Zuschauer in den Stadien und den Fernsehapparaten? Sie alle leben den «Fussball global». Als Summe von multipliziertem «Fussball regional».

Und so liesse sich feststellen: ein bisschen Demut vor der Eigenkraft dieses Sport wäre angebracht. Weder Fifa noch Uefa haben den Fussball erfunden. Dass sie ihn möglichst und durchaus weiterverbreitend organisieren, ist deren Aufgabe. Wer hats erfunden? Der Fussball sich selbst. Vielfach lassen sich durch Wortverschiebungen andere Erkenntnisse erurieren. Menschen spielen Fussball – ja. Aber ist nicht umgekehrt viel wesentlicher? «Der Fussball spielt Menschen» käme dem, was geschieht, wohl einiges näher.