4. FVRZ-Kongress: «Nicht nur ‹shoppen›, sondern auch ‹wörken›»

Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verabschiedeten das FVRZ-Kursjahr 2021 am Kongress Juniorinnen/Frauenfussball. Auf sie warteten sowohl Fachreferate wie themenfokussierte Gruppenarbeiten.

(Text und Bilder: Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ)

Treffender als hätte man das, was sich am Samstagmorgen des 27. November in den Räumlichkeiten des «Marriott» in Zürich zutrug, kaum beschreiben können. Pascal Humbel, seines Zeichens in der Technischen Kommission des FVRZ eine treibende Kraft und aktiver Mitarbeiter einer Gruppenarbeit, liess im Anschluss an eine kurze Pause diesen Spruch fallen, der als Titel dieses Berichts so gut wie alles aussagt. Ein Workshop besteht – so er denn konstruktiv vorbereitet ist und umgesetzt wird – aus genau diesen zwei Dingen: «Shop» als Aufnehmen dessen, was präsentiert wird; «wörken» als teilnehmend-aktive Mitarbeit an gestellten Aufgaben.
Der inspirierende Kongresstitel «das Feuer entfachen» sollte – direkt ausgesprochen oder stets als geistiger Begleiter – den intensiven Morgen begleiten. Obwohl per Zertifikatstest kontrolliert, behielten sowohl die Referentinnen/Referenten wie die Vereinsvertreter – sie in einem nahezu 50:50-Verhältnis von Frauen und Männern – ihre Masken auf. Vorsicht und Verantwortung gehören mit zum zwischenmenschlichen Fairplay, für das sich Sportverbände und -vereine verpflichtet fühlen. Wenn einige (bekannte) Kicker dies verweigern, ist dies mehr als ein «normales» Foulspiel.

«Selbstbewusst auftreten»
Nach begrüssenden Worten durch Claudia Gfeller (Leiterin Projekt "Entwicklung/Förderung Juniorinnen-/Frauenfussball" im FVRZ) und FVRZ-Regionalvorstandsmitglied Tanja Citherlet fanden drei Referate offene Ohren vor. Josy Beer (Geschäftsführerin ZKS – Zürcher Kantonalverband für Sport) erinnerte daran, dass vor eineinhalb Jahren seitens Claudia Gfeller ein erster Kontakt betreffend einer Projektunterstützung für Frauen- und Mädchenförderung Fussball stattfand und dieses Zusammenarbeits-Konstrukt seither so gut wie reibungslos funktioniert und auch künftig Bestand haben wird.
Regierungsrat Mario Fehr – bekennender Fussball- und Sportfan – gab seitens der Regierung ein grosses Dankeschön mit in die Zuhörerrunde: «Ihr seid Vorbilder, Antreiberinnen, Lenkende und Gestalterinnen – kurz ein Grundstein für die Zukunft des Frauenfussballs. Eine mögliche Kandidatur für die Frauenfussball-EM 2025 in der Schweiz würde vom Kanton Zürich unterstützt.»
Kathrin «Ka» Lehmann» – ihres Zeichens ehemalige Fussball- und Eishockeyspielerin auf Top-Niveau – machte mit ihren Ausführungen Mut: «Was Ihr alles leistet, verdient mehr als nur schöne Worte oder einen verbalen Applaus. Tretet selbstbewusst auf, wenn Ihr mit Politikern/Behörden diskutiert und Forderungen habt. Ein einst geltender Bittstellerstatus hat keinen Platz mehr; Sportvereine müssen verhandeln und nicht betteln.» Da bleibt anzumerken, dass alles, was auch immer (ein-)gefordert wird, nie offenen oder versteckten Privatinteressen dient, sondern für einen wichtigen Part der Gesellschaft zur Verfügung stehen sollte.

Gruppen erarbeiteten Vorschläge
Nach der grösseren Pause gings ans «wörken»: In vier Gruppen wurden die Themen a) «Rekrutierung Schiedsrichterinnen», b) «Frauen für den Fussball begeistern», c) «Motivation und Rekrutierung Trainerinnen» sowie d) «Frauen nach der Aktivzeit» (zum Beispiel Vorstandstätigkeit, Seniorinnenfussball) beleuchtet, diskutiert und nach umsetzbar Inspirierendem gesucht. Manch gute Idee harrt nun der Verwirklichung – auch wenn genau diese entworfene Theorie da und dort in der Praxis umzusetzen schwieriger werden dürfte. Wenn jedoch das an diesem Kongress möglichst entfachte Feuer Bestand hat, kann es entsprechend viel bewegen. Der abschliessende Steh-Lunch liess so viel an Diskussionen zurück, dass da und dort der Spruch «mit vollem Mund spricht man nicht» glattweg vergessen wurde …
Letztlich resümierte Claudia Gfeller: «Bei den meisten Teilnehmenden brannte das Feuer für den Mädchen- und Frauenfussball schon länger, aber die motivierenden und positiven Worte der Referentinnen/Referenten liessen es so richtig aufflammen. Beeindruckend, wie viele Gedanken und Lösungsvorschläge in den Workshops diskutiert und erarbeitet wurden. Ich freue mich, die Herausforderung anzunehmen und die vielen Ideen gemeinsam umzusetzen.»

Impressionen
Referenten/Referentinnen:

Claudia Gfeller (Leiterin Projekt "Entwicklung/Förderung Juniorinnen-/Frauenfussball)

FVRZ-Vorstandsmitglied Tanja Citherlet

Josy Beer (Geschäftsführerin ZKS)

Regierungsrat Mario Fehr

Kathrin "Ka" Lehmann (ehemalige Spitzensportlerin)

Veranstaltungsort:

Eingangs- und Präsenzkontrolle

Seriös durchgeführter Zertifikatscheck

Bis auf den letzten Platz besetzter Raum im «Marriott»

Gruppenarbeiten:

Voll konzentriert in der Gruppenarbeit

Detailbesprechung der Gruppenarbeit

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Offizielle Mitteilungen (30.04.2024)

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Kommentar (03.05.2024)

Von einseitigem Gegenvernehmen

von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
[email protected]  

Wenn wieder Flugwetter für Trainer – ihres Zeichens «sportlich Verantwortliche» – ist, lässt sich nicht leugnen, dass sich die Vereinsverantwortlichen eine Entlassung («freistellen» tönt bedeutend vornehmer …) in den meisten Fällen nicht leicht machen. Von den finanziellen Auswirkungen abgesehen, geht auch ein zwischenmenschlicher Bruch mit einher. Im besten Fall wird dies dann mit «in gegenseitigem Einvernehmen» beschrieben. Vielleicht wars aber doch eher «in einseitigem Gegenvernehmen»?

Wenn fehlende Punkte am Trainerstuhl sägen, geschieht ja mehr oder minder stets dasselbe. Wer in einer Negativspirale dreht, muss sich mit internem wie von aussen einprasselnden Druck beschäftigen. Das ist logischerweise äusserst unangenehm. Medien, tatsächliche oder so genannte Fans und Sponsoren erwarten zwingend Handlungen. Ergo sammelt das Brennglas seinen Fokus auf eine Person. Weils offenbar zu kompliziert ist, all die ebenso einwirkenden Fakten aufzubrösmeln. Und so wird halt jene Person geopfert, die vor zwei Jahren noch als «Hoffnungsträger» und «Ideallösung» präsentiert wurde.

Und immer wieder stellt sich dieselbe Frage: Sind Vereinsleitungen nicht fähig, eine schwierige Phase gemeinsam mit eben dieser «Ideallösung» durchzustehen? Haben die alle kein Rückgrat? Werden die Energien im Pro und Kontra so verzettelt, bis nur eine Entlassung immerhin dieses Problem wegwischt? Erklärungen wie «erreicht die Mannschaft nicht mehr» oder «lässt Gruppenbildungen zu» sind vielfach einfach dumme, von eventuell weit tiefer liegenden Problemen ablenkende Floskeln.

Wenns denn wegen ausstehenden Punkten Realfakten gibt: Noch nie, wirklich noch nie in diesem Fussballzirkus war je von einem Präsidenten, einem Sportchef und sonstwie für Verpflichtungen zuständigen Personen dies zu vernehmen: «Wir haben uns in der Person XY beziehungsweise dessen Qualitäten massiv geirrt. Dies ist unser Versäumnis.» Würde heissen: Der «Hoffnungsträger» wäre von der Punktekrise zumindest halbwegs entlastet. Und in Sachen «für Versäumnisse Verantwortung übernehmen» steht schon ein Neuer parat. Das eröffnet völlig neue Perspektiven. Es sei denn, dass schlicht die Qualität der Spieler hinter den Erwartungen so im Rückstand ist, dass auch der neue Punktezampano keinen Hasen aus dem Hut zaubern kann.