14.04.2020

Menschen@FVRZ (Bericht 1)

«Muss aktuell immerhin keine Löcher stopfen»

Der 68-jährige Werner Bamert hat beim SC Siebnen die Aufgabe als Platzwart inne. Wie alle andern ist auch er von der aktuellen Corona-Situation betroffen.

Funktionärsaufgaben in Vereinen bestehen primär aus zwei Kategorien: Die einen können überwiegend zu Hause erledigt werden, während die andern zwingend «Feldarbeiter vor Ort» erfordern. Zu Letzteren gehören jene Spezies, die für die Spielfelder verantwortlich zeichnen. Eine Arbeit, die wortwörtliche Platzpräsenz erfordert – und dies bei Wind und Wetter. Oder – so wie jetzt – mit einem eingeschränkten Aufwand.

Draussen herrscht herrlichstes Fussballwetter. Kein Wölkchen am Himmel, die Temperaturen in jenem Bereich, den Zuschauer wie Kicker als «ideal» bezeichnen würden. Wenn Corona nicht sowohl Wirtschaft wie persönliche Verhaltensweisen massiv beeinflussten, wären des SC Siebnens Sportplätze Ausserdorf mit kurzbehosten Ballnachrennern frequentiert. Doch jetzt herrscht Bewegungs- und Akustikstillstand; zwei, drei Krähen tummeln sich temporär auf dem Sattgrün des Hauptplatzes und kreischen ab und zu ein paar schrille Kerben in die Morgenstille.

Platzwart Werner Bamert ist ob des Zustands nicht begeistert, aber nimmt es hin – auch ihm bleibt nichts anderes, als die vorsorglichen Massnahmen zu akzeptieren. 20 Jahre lang war er «Greenkeeper» beim Nachbarn FC Tuggen; seit seiner Pensionierung zeichnet er in dieser Funktion beim Drittligisten SC Siebnen verantwortlich.

Zwei Einsätze pro Woche
Ganz zur ehrenamtlichen Untätigkeit verdammt sind Bamert und sein Kollege Walter indes nicht. Auch jetzt brauchen die beiden Sportplätze Pflege und Unterhalt. «Zwei Mal pro Woche sind wir auf den Feldern; primär ist Mähen angesagt. Düngen können wir erst wieder, wenns geregnet hat. Ja, wenn der Spielbetrieb wie vorgesehen laufen würde, müssten wir einiges mehr Präsenz zeigen. Immerhin verhindert Corona, dass wir bis auf Weiteres keine Löcher stopfen müssen», gewinnt Bamert der aussergewöhnlichen Situation eine Schmunzelseite ab. Aber auch er wäre noch so froh, «wenns denn mal wieder richtig los geht.»
Und nochmals «wie alle andern» hat der gelernte Coiffeur, danach aber während 35 Jahren als Chauffeur Tätige «sowas noch nie erlebt». Bamert hat sich all das Wissen über Unterhalt und Pflege im Lauf der Jahre vorwiegend autodidaktisch erworben. Immens, was Platzwarte über Rasen-Grundaufbau, über Mähen, Aerifizieren, Verifizieren, Vertikutieren und das Beifügen von Sand wissen und umsetzen müssen, um eine stets möglichst optimale Spielfläche offerieren zu können.

Kein Spiel – keine «Högerli»
Weitere Begebenheiten sind während dieser erzwungenen Phase der sportlichen Wettbewerbs-Untätigkeit von Vorteil: Das allgemeine Aufräumen nach einem langen Fussballwochenende – vor allem die mannigfaltigen Zuschauer-Hinterlassenschaften rund um den Sportplatz – entfällt. Ebenso nicht zur Diskussion steht, dass an irgend einem (Gegen-)Treffer der Platzwart Schuld sein soll. Es gibt es keine Unebenheiten, wegen denen der Ball nicht den gewünschten Lauf nimmt und statt in die erwartungsparaten Hände des Torhüters ins Netz kullert. Wenn nicht gespielt wird, gibts auch keine «Högerli» …

(Bericht/Fotos von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ)

Zwei Mal pro Woche wird das Rasenwachstum gestutzt.

Neu gewonnene Freizeit lässt Werner Bamert Däumchen drehen.