Kommentar (08.03.2024)
Von wegen «bedingungslose Solidarität»
von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
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Nicht zwingend ein Muss, aber – wenns die Zeit erlaubt – ein Dürfen: Der Stahlwerk-Doppelpass am Sonntagmorgen. Ab 11 Uhr auf Sport 1. Gewiss: Viel Smalltalk (=Schmalgespräch), ab und zu eine bisschen viel Bla-bla. Dennoch: interessant, wie Journis und tatsächliche und/oder vermeintliche Fussballkoryphäen die Bundesliga-Wochenendpartien bewerten und daraus ihre Vermutungen und Schlüsse ziehen.
So auch kürzlich geschehen. Da und dort stehen ja wieder die für alles (?) verantwortlichen Trainer zur Debatte. Natürlich feiert auch die Floskel «das schwächste Glied in der Kette» Mehrfach-Auferstehung. Im Vereins-Gesamtkomplex eine Schuld-Person herauszupicken, ist als Solches schon mehr als fragwürdig. Und man gibt den Spielern indirekt auch dieses Signal: an Euch liegts nicht – und wenn, dann massiv untergeordnet.
Leider gibts nirgends konkrete Statistiken, was Trainerwechsel kurz- bis langfristig geändert beziehungsweise verbessert haben. Sicher ist: Mehrfach-Gehaltszahlungen – man hats ja oder dann eben noch mehr Minus. Interessant, was kürzlich Stefan Effenberg ins Sprachfeld geführt hat: «Ein Trainer muss bedingungslos hinter seinen Führungsspielern stehen – gerade dann, wenns kritische Phasen gibt.» Die Logik sagt: zu hundert Prozent richtig.
Aber so ab und zu lassen sich Aussagen betreffend ihres Inhalts ändern. Einfach umkehren – und der Effekt wird zur Frage. Die erwähnten Führungsspieler (wenns im modernen Fussball überhaupt noch welche gibt ...): Stehen die in kritischen Phasen umgekehrt bedingungslos hinter ihrem Trainer? Sind diese offenbar überdurchschnittlichen Spieler «Mimösli», wenn ihre Leistungen vom Verantwortlichen mal intern oder gar öffentlich in Frage gestellt wird? Wenn sie auf einer anderen Position spielen müssen? Ist dann kollektives Schmollen angesagt, gar der Jammer-Weg zur Vereinsführung? Hinter solchen Akteuren muss der Trainer bedingungslos weiter stehen?
Nein, muss er nicht. Vielleicht liegts eben doch auch an den «Mimösli», die ihre Ego-Haut retten wollen. Sie werden ja nicht gehäutet. Diese Exklusivität bleibt dem Trainer vorbehalten.