Kommentar (19.05.2023)
Ich hab die Nase voll …
von Bruno Füchslin, Medienberichterstatter FVRZ,
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Wisst Ihr was, Ihr lieben Fussballfreundinnen und -freunde? Ich hab die Nase voll von Schiedsrichtern und VAR. Ich mags nicht mehr hören und sehen. Aber nein – nicht das, was allgemein mindestens die halbe Nation zu bewegen scheint. Es sind nicht die Auslöser, sondern die Wiederverwerter.
Kürzlich im TV SRF vernommen. Der Reporter zum Studioexperten: «Wir müssen schon wieder über Schiedsrichter und VAR reden.» Müssen «wir»? Nein. Müssen «wir» nicht. Ihr setzt die Prioritäten. Aber im Sog all jener Journalisten, die wie süchtig jedes Wochenende auf neues Schiri-/VAR-Material warten, gibts kein Halten. «Wir müssen darüber reden». Soso. Und was bitte kommt heraus? Nichts ausser Floskeln. «Die Zusammenarbeit muss besser werden». «Es müssen jetzt klare Richtlinien her». Wie diese aussehen sollten und würden: kein Wort darüber.
Oder «man» schaltet so genannte «Experten» ein. Ehemalige Schiedsrichter, in ihrer Karriere natürlich allesamt fehlerfrei agierend (?) und demzufolge wie geschaffen für die «Fussball-Wahrheit». So geben die halt auch noch ihren Senf dazu; wenn sie keinen haben, ists Mayonnaise. Und nie, aber grad gar nie hab ich von denen was gehört, was nicht schon hundert Mal gekaut wurde. Und wenn ich im Stamm von älteren Regionalkickern deren Sätze höre, sind sie zumindest ebenfalls Experten. Sie unterscheiden sich höchstens durch andere Wortwahl, aber inhaltlich nicht.
Es geht so schleichend nicht mehr um «journalistische Aufarbeitung». Es geht im Sog aller unkritischen Konsumenten – gerade im Fussball scheint diese Zahl relativ hoch – schon mehr in Richtung Hetze. Die Auswirkungen haben jene, die «darüber reden müssen», nicht zu verantworten. Notabane: Viele Journis – ob TV oder schreibend – regen sich so ab und zu darüber auf, wenn sich Spieler noch und noch über Schiedsrichterentscheide auslassen, mit dem Ref fast endlos diskutieren und sie nicht verstehen, dass man eben diese Entscheide zu akzeptieren hat. Schwafeln von «fehlender Selbstdisziplin» von Spielern und Trainern. Aber exakt jene Moralfinger können und wollen nicht aufhören, wieder wie Süchtige auf den nächstens «Skandal» zu warten und diesen danach genüsslich auszuschlachten. Es soll wieder eine nächste «Sau» durchs Dorf getrieben werden. Wen interessieren denn schon noch sachlich analysierende Berichterstattungen über die Spiele – ach, wie langweilig …